FCN holt Gold und Bronze in Paris!
Die Vorzeichen standen wenige Wochen vor den Paralympics gar nicht gut für unsere drei Athletinnen und Athleten. Taliso Engel konnte Anfang August wegen einer Mandelentzündung über eine Woche nicht ins Wasser, Maria Paulig überstand einen schweren Verkehrsunfall zum Glück nur mit Prellungen. Ihr Auto wurde auf regennasser Fahrbahn regelrecht gerammt, überschlug sich mehrmals und blieb mit Totalschaden am Dach liegen. Zum Glück stieg Maria weitestgehend unverletzt aus und konnte nach einer Woche Pause wieder mit dem Training beginnen.
Am Montagmittag, 2. September um 12:15 Uhr wurde es dann ernst. Der Paratriathlon mit Anja Renner und Guide Maria Paulig startete bei besten äußeren Bedingungen in der Seine an der Pont Alexandre III Brücke über die 750m lange Schwimmstrecke, gefolgt von 20 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer laufen. Gestartet wurde in neun Klassen, wobei drei Klassen sehbehinderte Sportler betrafen. Anja und Maria ließen von Beginn an keine Zweifel, dass sie bei der Medaillenvergabe mitsprechen möchten. Schwimmen ist (noch) nicht ihre Paradedisziplin, daher war es auch nicht verwunderlich, dass Sie nur als Siebtschnellste im 10er Starterfeld aus dem Wasser stiegen. Dafür ließen die beiden beim Radfahren den Rest des Feldes hinter sich, und auch beim abschließenden Laufen waren die beiden in 19:22 Min nur 8 Sekunden langsamer als die Siegerin Susana Rodriguez aus Spanien. Am Ende lagen Anja und Maria in 1:08,21 Std. exakt 1 Minute vor der Viertplatzierten Alison Peasgood aus England.
Ebenfalls am Montag trat Taliso Engel über die 50m Freistil an. Mit 0:24,72 erreichte er den 10. Platz auf seiner Nebenstrecke. Der Sieg ging wie in den Vorjahren an Ihar Boki in 0:23,65. Der aus Belarus stammende Athlet trat unter der neutralen NPA Flagge an (Neutral Paralympics Athlet) an. Am Dienstag ging es dann gleich weiter über 200m Lagen, wo er sich am Vormittag in 2:15,14 sich als Drittschnellster für abendliche Finale qualifiziert hätte – wenn es da nicht eine zweifelhafte Disqualifikation gegeben hätte. Beim Wechsel von Rücken auf Brust muss die Wand in Rückenlage angeschwommen werden. Der Kampfrichter will gesehen haben, dass Taliso die Rückenlage bereits von dem Anschlag verlassen hatte, was selbst auf Videoaufzeichnungen so klar nicht zu erkennen war. Der eingelegte Protest half trotzdem nicht.
Am Donnerstag, 5. September kam dann der Tag, auf den Taliso und Trainer Jochen Stetina 3 Jahre lang hintrainiert haben. Seine Paradedisziplin, auf der Taliso in 1:02,22 auch den Weltrekord in der SB 13 hält. Wie schon in Tokio, setzte er auch in Paris bereit im Vorlauf ein klares Zeichen an die Konkurrenz aus den USA, Kasachstan und Usbekistan. In 1:01,84 Min schwamm er erneut Weltrekord im Vorlauf und deklassierte die Konkurrenz in seinem Lauf um knapp 4 Sekunden. Unterstützt von zahlreichen Fans, Familienmitgliedern und Freunden aus Nürnberg und rund 15.000 Zuschauern in der riesigen La Defense Schwimmarena schlug dann um 19:28 Uhr die Stunde von Taliso Engel. Als Favorit startete er auf Bahn 4, neben ihm sein größter Konkurrent, David Abrahams aus den USA, der in Paris den letzten Start seiner Schwimmkarriere angekündigt hatte und daher hochmotiviert war.
Taliso schwamm das Finale exakt wie im Vorlauf am Morgen. Bereits nach 50m lag er eine Körperlänge vor dem Feld und wendete auf die Hundertstelsekunde genau wie am Vormittag in 0:28,86. Die zweite Bahn wurde dann zur Taliso-Engel-Gala. Angefeuert von einem frenetischen Publikum in der restlos ausverkauften Arena enteilte er dem Feld und holte sich die Goldmedaille in 1:01,90 Min. Dass er damit seinen Weltrekord vom Vormitttag um 6 Hundertstel verpasste spielte für die Euphorie in der Halle keine Rolle mehr.
Im darauffolgenden Finale der Damen konnte auch Elena Krawzow ihren Titelgewinn von Tokio wiederholen. Elena schwamm in 1:12,54 über 100m Brust einen fantastischen Weltrekord. Elena begann Ihre Schwimmkarriere in Nürnberg an der Schule für Sehbehinderte unter Trainer Michael Heuer. Heute lebt und trainiert Elena in Berlin.