Gardasee-Marathon – ein empfehlenswerter Genusslauf
Oliver van Essenberg in Italien.
Vor etwa 10 Jahren hatte mir ein Nürnberger Lauffreund den Gardasee-Marathon als echten „Genusslauf“ empfohlen. Der Lauf wäre nicht dazu da, um Bestzeit zu laufen, sagte er mir, sondern um das besondere Flair des Ortes einmal anders zu erleben. Angetan hatte es ihm insbesondere auch die Organisation der Veranstaltung und nicht zu vergessen: ein offenbar sagenhaft guter Espresso, mit dem er sich am Ende des Laufs belohnte.
Da ich mein Vorhaben, meine persönliche Marathon-Bestzeit von 3:19 (Frankfurt, 2016) noch einmal zu verbessern, schon vor ein paar Jahren aufgegeben habe, reizte mich die Aussicht auf einen „Genusslauf“ und so ging ich am Sonntag, den 14. April, mit etwa 1500 Teilnehmern an den Start. Im Starterpaket war zusätzlich zur Startnummer ein blaues Armband enthalten, mit dem wir am Sonntag kostenlos sämtliche Fähren und Shuttle-Busse am nördlichen Gardasee benutzen konnten. Den Transportservice braucht es auch, denn am Tag des Laufs waren die Hauptstraßen zwischen dem Start in Limone und dem Zielort Malcesine für den regulären Verkehr geschlossen. Folglich hatten wir eine der beliebtesten Straßen aller Italienurlauber, die „Gardesana“, ganz für uns, und nicht nur das: Auch der neugebaute Radsteg zwischen Limone und Riva, der spektakuläre Ausblicke auf den See und die Berge eröffnet, war von uns Läufern in Beschlag genommen.
Es sollte ein warmer bis heißer Tag mit Temperaturen zwischen 23 und 30 Grad in der Sonne werden. 9 Uhr, Start in Limone. Die ganze Teilnehmerschar drängte sich durch die schmalen Gassen des Örtchens nach oben, um von der Hauptstraße über den Radsteg und Tunnels zum ersten Publikums-Hot-Spot in Riva (km 10) zu laufen. Von dort weiter, durch zahlreiche Obstplantagen hinauf nach Arco (km 21,1). Halbzeit! Bemerkenswert fand ich, dass ich schon vor dem Wendepunkt in Arco die ersten Marathonis gehen sah, etliche weitere sollten folgen. Offenbar hatten einige ihre Kräfte deutlich überschätzt bzw. die Auswirkungen der Sonne unterschätzt. Ich selbst fühlte mich zu dem Zeitpunkt noch halbwegs frisch, wobei jeder erfahrene Läufer weiß, dass ein Marathon erst bei 20 Kilometern richtig beginnt. Ich versuchte, den Schwung vom höher gelegenen Arco mitzunehmen in die Surfer-Stadt Torbole (km 28), um mein ungefähres Zeitziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das hatte ich angesichts der Temperaturen von 3:45 auf 4:00 Stunden angepasst.
In Torbole warteten wieder zahlreiche Besucher, Freunde und Partner, um die Läufer anzufeuern. Die Zielgerade rückte näher: eine 14 km lange, fast gerade Strecke nach Malcesine, die wunderbare Blicke auf den See und die Berge freigab, zum Glück unterbrochen von einigen Tunnels, die für Kühlung sorgten. Nach 42 km der letzte Schlenker, Zieleinlauf in Malcesine. Charmante Gässchen, bunte Häuser, strahlender Sonnenschein, Anfeuerungsrufe von allen Seiten. Die schönsten 200 Meter des Laufes. Geschafft! Dass ich mein Zeitziel (Sub 4) um 6 Minuten verpasst habe, ist Nebensache. Die Saison ist noch jung und der Marathon war als Genusslauf ein guter Einstieg für die weiteren Herausforderungen, den Rothsee-Triathlon und die Halbdistanz in Erlangen.